Mehr als 700 Orientierungsläufer bevölkerten am vergangenen Wochenende die Stadt Seesen am
Westrand des Harzes. Hier fanden die Deutschen
Meisterschaften im Sprint-Orientierungslauf statt
sowie die erste Auflage einer gemischten Sprint-
Staffel. Im Anschluss wurde ein Bundes-
ranglistenlauf mit nachgeholten Deutschen
Meisterschaften in den annullierten Kategorien
der DM von Regensburg ausgerichtet. Trotz verpasster Medaillen
kann eine positive Bilanz für das Saarländische Team gezogen
werden, konnte doch beim BRL lang ein komplettes Podium
erreicht werden.
Das Team des MTV Seesen um Nationalläufer Bjarne Friedrichs präsentierte zunächst einen höchst
anspruchsvollen und abwechslungsreichen Sprint um die Burg Sehusa und die Altstadt von Seesen,
der einer DM mehr als gerecht wurde. Hohes Tempo, viele Routenwahlentscheidungen, knifflige
Feinorientierung im Schulgelände und der Altstadt sowie ein gesperrtes Tor sorgten für viel
Orientierungsspaß, aber auch für bittere Enttäuschungen.
Die heißesten saarländischen Eisen für einen Podiumsplatz haderten dann auch mit ihren Fehlern. Anja Kästner erreichte einen tollen vierten Platz in der D35, trauerte aber zum zweiten Mal 2016 einer vergebenen Medaille nach. Lucas Imbsweiler ging in der H14 als einer der Favoriten ins Rennen, griff am Start aber leider eine falsche Karte und verlor dadurch die entscheidende Zeit für den Sieg. Trotz dieses Fauxpas erkämpfte er sich mit einem hervorragenden Lauf noch den sechsten Platz. Schade, denn zumindest die Silbermedaille wäre für den Sprintexperten sehr wohl in Reichweite gewesen. Da die DM Sprint auch Bestandteil der Deutschen Park Tour ist, gingen hier wertvolle Punkte verloren. Moritz Döllgast hingegen vergab eine silberne Medaille in der Herren Elite durch eine Unachtsamkeit bei hohem Tempo mit einem Fehlstempel.
Nathalie Staudter, Moritz Torgau und Lukas Dohrmann nahmen ebenfalls die Herausforderungen der Eliteklassen an und belegten zufriedenstellende Plätze im Mittelfeld. Ein tolles Gefühl, diese Bahnen, die sich am internationalen Niveau orientierten, bewältigt zu haben!
Bei den Kindern und Jugendlichen war Lisa Kästner mit ihrem neunten Platz durch einen Orientierungsfehler nicht ganz zufrieden, ihre jüngere Schwester Anne (ebenfalls D14) konnte mit ihrem Mittelfeldplatz dagegen zufrieden sein. Ben Reinert (H14) freute sich über seine abgerufene Leistung und den resultierenden 16. Platz unter 48 Startern. In der H18 musste sich Jacob Britz in einem starken Feld trotz guter Leistung mit Platz 22 zufrieden geben, die vorderen Platzierungen gingen dabei alle an Läufer aus dem Jugendnatioalteam. Bei den Späteinsteigern, Philippe Imbsweiler (H45) sowie Jenny (D35) und Mark (H35) Reinert, stand die Erfahrung der DM im Mittelpunkt. Mark patzte mit einem Fehlstempel und vergab damit sogar einen möglichen Platz im Mittelfeld und wichtige Punkte für die DPT. Bärbel Kloos konnte in der Rahmen-Kategorie Direktbahn mittellang einen schönen elften Platz erreichen. Bei den arrivierten Erwachsenen in der Klasse H45 erreichten Frank Dohrmann und Gerhard Garbas mit starken Leistungen vordere Mittelfeldplatzierungen (23. und 33.) in einer sehr umkämpften und stark besetzten Klasse, ebenso Ralf Döllgast in der Klasse H55.
Auf den insgesamt sehr anspruchsvollen Bahnen gab es in einigen Altersklassen viele Fehlstempel. Die flächendeckende Nutzung von SI Active Cards (SIAC), mit denen berührungslos gestempelt werden kann, war wohl für einige noch Neuland, wodurch die Zeit zum Codenummerncheck am Posten fehlte. Außerdem sorgten einige Disqualifikationen und ein gesperrtes Stadttor für viel Diskussion und Gesprächsstoff. Anscheinend hatten einige Teilnehmer die Legende von Sprint-OL-Karten, bei denen das Queren bestimmter Signaturen verboten ist, bisher nicht verinnerlicht.
Am späten Nachmittag war dann Teamgeist bei den Staffeln gefragt. Bei sonnigem Wetter und hohen Temperaturen erfolgte an der Burg Sehusa der Massenstart der Staffeln. Dabei handelte es sich um eine Premiere: die erste Mix-Sprint-Staffel-Wettkampf auf nationaler Ebene. Für die OLG Saar wollten Lisa und Anne Kästner, Lucas Imbsweiler und Ben Reinert eine Medaille im Feld der deutlich älteren Jugendlichen (bis 16 Jahre) erringen. Leider setzte sich hier dann doch die Erfahrung durch. Insgesamt konnte unsere sehr junge Staffel trotz einiger kleiner Fehler mit Rang sieben zufrieden sein. In der Eliteklasse startete Moritz Döllgast für den Post SV Dresden und belegte hier einen tollen siebten Platz mit seiner Mannschaft. Mehr als Platz 19 war für die Staffel mit Anja Kästner, Nathalie Staudter, Jacob Britz und Lukas Dohrmann, trotz einer tollen Aufholjagd durch Anja als Schlussläuferin, nicht mehr drin. Einen guten Mittelfeldplatz bei den Seniorenstaffeln erliefen sich Frank Dohrmann, Ulrike Döllgast und Philippe Imbsweiler. Hier zeigte vor allem Philippe eine deutliche Leistungssteigerung gegenüber dem Einzellauf. In dem großen Feld der offenen Staffeln (73) ging die OLG Saar mit zwei Teams an den Start. Team OLG 1 mit Moritz Torgau, Pia Schneider und Ralf Döllgast belegten einen beachtlichen 29. Platz. Die OLG 2 mit Mark und Jenny Reinert und Gerhard Garbas wurde dank eines fulminanten Laufes von Gerhard noch von Platz 57 auf Platz 45 gebracht.
Am Fuße der beleuchteten Burg Sehusa nahm das saarländische Team trotz fehlender Podiumsplätze an der sehr stimmungsvollen Siegerehrung teil. Da hat alles gestimmt: Kulisse, Garderobe, Musik und Sport - ganz viel „Handgeklapper“ für die Organisatoren dieser tollen Veranstaltung!
Foto privat: Das Oberbexbacher Staffel-Team im "Fenster zum Harz": Frank Dohrmann,
Ulrike Döllgast und Philippe Imbsweiler.
Bundesranglistenlauf (BRL) im Münchehofer Wald
Am Sonntag in Münchehof wurden dann im Rahmen des BRL Lang die annullierten DM Mittel-Läufe nachgeholt. Bei traumhaften Wetter und morgens schon recht hohen Temperaturen wurde auf anspruchsvollen Bahnen in einem tollen Gebiet alles abverlangt, was den Orienierungslauf-Sport so spannend macht. Analog zum Sprint bot der BRL alles: ein sehr abwechslungsreiches, mittelgebirgiges Gelände, Feinorientierung zwischen Felsen und in einem kleinen Karstgebiet sowie eine Vielzahl Routenwahlmöglichkeiten auf längeren Streckenabschnitten. Eine tolle Werbung für den Orientierungssport!
Auch die Ergebnisse stimmten im Vergleich zum Vortag. In der Klasse Herren Elite erkämpfte sich Moritz Döllgast eindrucksvoll den ersten Platz und machte den Patzer vom Vortag vergessen. Auch Anja Kästner konnte mit einem tollen Lauf den erhofften Podiumsplatz erringen und musste sich in der D40 nur Wiebke Sihver geschlagen geben. Für einen weiteren Podiumsplatz sorgte Lucas Imbsweiler in der H14 mit Platz 3.
Weitere gute Ergebnisse wurden von Jacob Britz mit Platz 7 in der H18 und Frank Dohrmann H45 mit Platz 13 erreicht. Bei den anderen Läufern blieben bessere Ergebnisse zum Teil aufgrund von kleinen Fehlern leider verwehrt. Allerdings blieben wir Sonntag von der Fehlstempelflut, bis auf einen Fehlstempel, verschont.
Alles in allem können die Oberbexbacher Orientierungsläufer mit dem Wochenende trotz verpasster Medaillen bei den DM-Wettbewerben sehr zufrieden sein. Viele, der Schreiber dieser Zeilen allen voran, haben mal wieder viel dazu gelernt. Es hat großen Spaß gemacht, die nächsten großen OL-Ereignisse stehen schon an: JJLVK in Eisenberg/Thüringen, am Wochenende darauf die Saarlandmeisterschaft in Saarbrücken und dann die DM Lang an der Müritz am ersten Oktober-Wochenende. Auf geht's, gibt viel zu "rei(ß)sen"!
Autor: Mark Reinert